StartFreizeitPariser Passagen: die überdachten „Passages Couverts“

Pariser Passagen: die überdachten „Passages Couverts“

Dem Besucher der Stadt Paris, der von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten eilt, bleiben sie oft verborgen: die passages couverts, die überdachten Passagen von Paris. Im 19. Jahrhundert waren es in ganz Paris 150, an die zwei Dutzend gibt es noch, fast alle auf dem rechten Seineufer. Auch heute versprühen sie mit ihren schönen Handwerksgeschäften und romantischen Cafés noch den Flair des alten Paris. Wer dem Rummel auf den lauten Boulevards rund um die Galeries Lafayette enfliehen möchte und einfach nur in schöner und ruhiger Atmosphäre ein wenig bummeln und flanieren möchte, ist in den nahe gelegenen Passages Couverts an der richtigen Stelle.

Überblick Passagen in Paris

Passage du Grand-Cerf – Dom aus Glas und Licht

Passagen Paris Grand Cerf

Wie die meisten Passagen in der Nähe der Grands Boulevards gelegen, erstreckt sie sich auf 100 m Länge zwischen der Rue Saint-Denis und der Rue Dussoubs im 2. Arrondissement. 1825 wurde sie eröffnet, nach umfassender Renovierung in den 1990er Jahren ist sie wieder zugänglich: ein 12 m hoher Dom aus Licht, Glas und Schmiedeeisen. Mit ihren kleinen Modeboutiquen, Möbelgeschäften und Parfümerien gehört die Passage du Grand-Cerf heute zu den monuments historiques, den geschützten Baudenkmälern der Stadt Paris.

Passage Molière – ein verborgenes Kleinod

Passagen Paris Passage Moliere

Älter noch, weniger bekannt auch als die Passage du Grand-Cerf, ist die Passage Molière: Sie wurde 1791 eröffnet und ist – im Gegensatz zu den meisten Pariser Passagen – nicht überdacht. Nur 2,75 m breit, verbindet sie die Rue Quincampoix mit der Rue Saint-Martin. Bemerkenswert ist, dass die Passage nach ihrer Eröffnung den Namen „Passage des Sans-Culottes“ trug, der auf ihren Ursprung zur Zeit der französischen Revolution hinweist. Später erhielt sie ihren Namen nach dem nahegelegenen „Théâtre Molière“. Neben einigen kleinen Restaurants gibt es in der Passage Molière zahlreiche kleine Boutique und Galerien. Interessant: der Buchladen mit alten Filmplakate und ein Kunsthandwerk-Shop, in dem man einen gusseisernen Abdruck seiner Hand machen lassen kann.

Galerie Vivienne – die Elegante

Vivienne, die vornehme Dame: In bester Zentrumslage, zwischen Palais-Royal und Börse, präsentiert sich die Galerie dem Besucher mit eleganten Bodenmosaiken, pompejanischer Malerei und dekorativen Pflanzen vor den Auslagen edler Boutiquen. Cafés und Restaurants laden zum Verweilen ein. In den 1820er Jahren eröffnet, erfreute sich die Passage alsbald wachsender Beliebtheit. Mit der Errichtung großer Kaufhäuser in der Nachbarschaft der Oper fand die Blütezeit der Pariser Passagen jedoch ihr baldiges Ende. Im 20. Jahrhundert wurden viele Passagen liebevoll restauriert – so auch die Galerie Vivienne, die seit den 1980er Jahren wieder zahlreiche Besucher anzieht. Und von hier aus können Sie direkt in die Galerie Colbert hinüber flanieren…

Galerie Colbert – die kleine Schwester Viviennes

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Schon der Komponist Hector Berlioz weilte hier – im Revolutionsjahr 1830 stimmte er in der Galerie Colbert die Marseillaise an, verstärkt durch den mächtigen Chor der Menge. – Die Dekoration der Passage ähnelt der großen Schwester, jedoch war der Galerie Vivienne von Anfang an größerer Erfolg beschieden. Sehr beeindruckend ist die Rotunde der Galerie Colbert, die wohl das gewaltige Echo des Chors hervorrief. Doch fiel die Passage ebenfalls dem allgemeinen Niedergang zum Opfer, musste geschlossen werden und ist erst seit den 1980er Jahren wieder zugänglich. In der Passage befinden sich heute hauptsächlich französischen Institutionen für Geschichte und Kunst. Geschäfte gibt es hier keine. Essen könnt ihr etwas in der Brasserie Le Grand Colbert, am Eingang der Passage.

Passage des Panoramas – für Briefmarkenfreunde!

Eröffnungsjahr 1800 – somit die älteste der überdachten Passagen der Stadt. Kennern der französischen Literatur wird die Beschreibung der Passage in Zolas Roman „Nana“ vertraut sein. Freunde der Philatelie kommen hier auf ihre Kosten, auch Sammler historischer Postkarten und Münzen. Seit 1974 steht die Passage unter Denkmalschutz, in den beiden Rotunden sind wunderbare Panoramabilder von Paris, Rom, Jerusalem und Toulon zu sehen. Zu erreichen ist die Passage des Panoramas entweder vom Boulevard Montmartre oder von der Rue de Saint-Marc aus.

Passage des Princes – die „Jüngste“, auf Kinder ausgerichtet

Passages Princes Paris

Sie gilt als letzte „Blüte“ der Haussmann-Epoche: 1860, als an den Grands Boulevards bereits große Kaufhäuser entstanden, wurde die Passage des Princes eröffnet. Zwischen dem Boulevard des Italiens und der Rue Richelieu erstreckt sich die Galerie, deren Boden mit wunderbar dekorativen Fliesen versehen ist. 1985 wurde sie im Zuge von Wohnungsbaumaßnahmen komplett abgerissen – aber schon 1995 im alten Glanz neu errichtet. In dieser Passage sind fast alle Geschäfte auf Spielzeug spezialisiert (Jungs auf der einen Seite, Mädchen auf der anderen). Wer seinen Kinder eine Freude machen will, kann hier schöne Stofftiere und Figuren aller Art kaufen!

Passage Jouffroy – il peut pleuvoir…

Passage Couvert Jouffroy Paris

…manchmal regnet es auf den Grands Boulevards – so heißt es in einem Chanson Jacques Brels. Und um trockenen Fußes einkaufen zu können, reihte man am Boulevard Montmartre gleich mehrere überdachte Passagen aneinander: die Passage Jouffroy bildet die Verlängerung der Passage des Panoramas, wurde jedoch erst 1847 eröffnet. Stahl und Glas bildeten erstmals die Bauelemente, eine Neuheit war die Fußbodenheizung. Und auch die Passage Jouffroy erlebte im Zuge der Passagen-Renaissance der 1980er Jahre eine liebevolle Restaurierung. In der Passage Joufffroy erwarten euch zahlreiche Büchergeschäfte und auch das Wachsfigurenkabinett Musée Grévin. Wer möchte, kann im schönen und traditionellen Hotel Chopin übernachten, dessen prachtvoller Eingang sich ebenfalls in der Passage befindet. Das Titelbild dieses Artikel wurde ebenfalls in der Passage Jouffroy aufgenommen.

Passage Brady – Indien in Paris

Uberdachte Passagen Paris Brady

Zum Schluss eine Passage der besonderen Art: Sie liegt ein wenig abseits, am Boulevard de Strasbourg, im 10. Arrondissement mit hohem Einwandereranteil. Paris-Besucher finden selten hierher, und doch lohnt es sich, besonders für Freunde indischer und pakistanischer Spezialitäten. Auf eine Restaurierung wartet die Passage Brady noch, ihr etwas „vergilbter“ Charme mag für manchen gerade deshalb anziehend wirken – exotisch. Und weil sich in den Straßen rund um die Passage Brady alles um Indien dreht, nennen die Franzosen dieses Viertel „Little India“!

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