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Das Künstlerhaus 59 Rivoli in Paris – alternativer Geheimtipp!

Was erwartet euch im Künstlerhaus „59 Rivoli“ in Paris? Zwischen vornehmen Einkaufsläden mitten in Paris steht ein unwahrscheinliches Haus. Wild bunte Kunst-Installationen verzieren die Fassade des klassischen Stadthauses an der Adresse 59, rue de Rivoli. Sie wirken mal monströs, mal lustig verspielt. Die bemalte viktorianische Tür ist das Tor zu einer anderen Welt, denn dahinter erwartet die Besucher ein Ozean künstlerischer Kreativität und Experimentierfreude!

Für alle Fans des alternativen Tourismus oder einfach nur für die diejenigen, die nach dem Besuch des sehr klassischen Louvre oder des pompösen Jardin des Tuileries (beides direkt um die Ecke) mal etwas anders sehen möchten, bietet sich das 59 Rivoli als Alternative und Pariser Geheimtipp.

Was euch dort alles erwartet, erfahrt ihr in diesem Artikel. Wie immer gibt es auch immer die wichtigsten Infos zu Eintrittspreisen, Anfahrt und Öffnungszeiten. Viel Spaß!

Was euch im 59 Rivoli erwartet

Wie ihr es in der Story schon erfahren habt, ist das 59 Rivoli im wahrsten Sinne des Wortes ein Haus der Kunst und der Künstler. Und da auch praktisch jeder Winkel des Hauses kreativ verwandelt wurde, könnte man das Haus selbst fast schon als Kunstwerk bezeichnen.

Zu sehen gibt es Kunst in allen möglichen Formen. Die 30 Ateliers, die man am besten mit Wörtern wie „eigenartig“ oder „durchgeknallt“ bezeichnen kann, laden dazu ein, das Haus zu entdecken und sich inspirieren zu lassen.

Verschiedenste Kunstrichtungen tummeln sich auf sechs Etagen: Fotografien, Zeichnungen, Malereien und Skulpturen. In einigen Fällen ist diese Kategorisierung nicht immer so einfach, denn so manch ein Kunstwerk ist schwer zu definieren!

59 Rivoli Künstleratelier
Bild: Stefan Leijon, CC BY ND

Was mit besonders gut gefällt: Es ist ein Ort der Begegnung und des Austauschs! Wer ein klassische in weiß gehaltenen Kunstgalerie erwartet, wird hier definitiv enttäuscht. „59 Rivoli“ ist nämlich alles anders als ein Museum: Farbe klebt am Boden, Hammer und Bohrer sind in Action, und die Künstler und Künstlerinnen sind meistens anwesend.

Man kann sie bei der Arbeit beobachten und auch gerne mit ihnen plaudern – sogar ein Kaffee ist auch manchmal drin! Gerne darf auch direkt vor Ort beim Künstler selbst etwas gekauft werden.

Wie funktioniert das Haus?

Das Haus beherbergt feste und wechselnde Ateliers und Ausstellungen. Fünfzehn Künstler arbeiten hier dauerhaft. Zusätzlich können sich Künstler aus aller Welt für je drei bis sechs Monate bewerben und ein Atelier mieten. Die Miete beträgt dafür nur 150 Euro im Monat.

Durch den Wechsel bleibt im Haus das Spektrum an internationaler und künstlerischer Vielfalt zeitgenössischer Kunst gesichert. So kommt alle drei Monate eine neue Welle an Werken. Insgesamt sind Werke von über 200 Künstlern aus aller Welt ausgestellt und natürlich auch käuflich zu erwerben.

59 Rivoli Treppenhaus
Bild: Sumit Surai, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Die Künstler haben außerdem das „Musée Igor Balut“ eingerichtet, ein Museum für unbekannte Künstler, denn mit seiner sehr vorteilhaften Lage zwischen Louvre und Pompidou möchte das 59 Rivoli den Besucherstrom nutzen, um auch auf wenig bekannte Künstler aufmerksam zu machen.

Übrigens: Rechts vom Haus befindet sich in der rue de Rivoli 59b eine zusätzliche Galerie für Wechselausstellungen. Auf zwei Etagen tummelt sich hier die kulturelle Buntheit von Kunst aus aller Welt. Wer vom Haupthaus nicht genug bekommen hat, kann hier noch ein wenig weiter schlendern!

Die Story von „59 Rivoli“ – Wie die Politik ja zur Besetzung sagte!

Das Gebäude an der Adresse 59, rue de Rivoli (ja, daher kommt der Name!) ist ein ansehnliches klassisches Pariser Stadthaus aus dem 19. Jahrhundert. Es beherbergte ursprünglich die Crédit Lyonnais, eine Bank. Als diese für das Haus keinen nutzen mehr hatte, verkaufte sie es nicht weiter, sondern überließ es acht Jahre lang der Verwahrlosung.

Francesco, eines der Urgesteine der Künstlergemeinschaft, wollte 1999 nicht mehr mit ansehen, wie dieses wunderschöne Haus inmitten seiner Stadt sinnlos verfiel. Er kletterte über die Regenrinne ins Innere und fand lichtdurchflutete Räume mit Oberlichtern, die geradezu geschaffen waren als Atelier zu dienen. Er war begeistert über das „Niemandsland mitten in Paris“, wie er es nennt.

Schnell fanden sich weitere Künstlerfreunde, die als fleißige Kunstbienen das Haus innerhalb von nur zwei Wochen (!) in ein Kunstrefugium verwandelten.

Und sie waren schlau. Statt alles heimlich zu machen, ohne das Publikum zu infomieren, öffneten sie das Haus sofort für die Öffentlichkeit. Und das Publikum kam in Strömen. Nun hatten Sie das breite Publikum auf ihrer Seite – und es würde für Polizei schwer werden, sie aus dem Haus zu werfen.

Unverhoffte Unterstützung des Bürgermeisters

59 Rivoli
Bild: Chabe01, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Bereits im ersten Jahr zählte das 59 Rue 40.000 Besucher. Bertrand Delanoë, der damalige Bürgermeister gehörte – anders als man es erwarten konnte – zu den Fans der ersten Stunde. Er verliebte sich gleich beim ersten Besuch in das Haus und die Idee dahinter und versprach nach seiner Wiederwahl das Projekt zu unterstützen. Er teilte die Meinung der Künstler, dass es wichtig sei, die Kunst ins Zentrum der Stadt zu holen.

Und er hielt sein Versprechen. Die Stadt Paris kaufte das Gebäude und überließ es den Künstlern zur Nutzung.

So wurde aus einer ursprünglich illegalen Hausbesetzung ein öffentlich anerkanntes Kunstprojekt. Das Künstlerkollektiv organisiert hier alles selbst und hat für das 59 Rivoli längst weltweites Renommee erlangt.

Doch kein Happy End?

Trotz märchenhaften Happy End muss die Künstlergemeinde sich finanziell und politisch immer wieder durchkämpfen. Auch wenn das Kunsthaus heute in der Pariser Kunstszene fest etabliert ist, nennt Francesco die Situation einen „bewaffneten Frieden“. Bei jeder neuen Besetzung im Rathaus muss erklärt werden, wie das Künstlerhaus funktioniert.

Das Verständnis für die Aura des Ortes in der Politik zu vermitteln ist harte Arbeit, immer mit einem Schuss Ungewissheit.

Auch finanziell müssen sich die Künstler durchschlagen – für das eigene Dasein aber auch für das Haus, denn auch wenn es zugegebener Weise nicht in Top in Stand gehalten wird, müssen trotzdem Rechnungen für Strom, Heizung, Sicherheit und Reparaturen bezahlt werden.

Der Eintritt soll dennoch frei bleiben, da Kunst jedem zugänglich sein soll. Das 59 Rivoli soll ein offener Ort der Inspiration und des Austausches bleiben, der jederzeit besucht werden kann.

Führungen durch das 59 Rivoli

Führungen durch das Haus werden nicht angeboten. Unzählige Tour zum Thema Kunst gibt es natürlich in den diversen Pariser Museen. Wer sich aber generell etwas für „alternative“ Kunst interessiert, dem empfehle ich die Street Art Tour durch Paris, bei dem man sich die vielen Pariser Street Art Hot-Spots anschauen kann.

Und wer es generell skurril mag und auf der Sucher nach Geheimtipps ist, sollte sich meinen Artikel über alternative Stadtführungen duch Paris durchlesen.

Öffnungszeiten

Das 59 Rivoli hat folgende Öffnungszeiten:

  • Montag: geschlossen
  • Dienstag bis Sonntag: 13 bis 20 Uhr

Samstags und sonntags (außer im Juli) gibt es öfters mal Konzerte fast aller musikalischen Richtungen in der Galerie.

Eintrittspreise

Der Eintritt für das gesamte Haus und Veranstaltungen ist immer kostenlos.

Das Haus finanziert sich zu 100% aus Spenden und durch die Vermietung der Ateliers. Bei jährlichen Kosten von etwa 80.000 Euro und der geringen Atelier-Miete, sind Spenden gern gesehen.

Adresse und Anreise

Das 59 Rivoli befindet sich an der Adresse 59 Rue de Rivoli in 75001 Paris.

Am einfachsten ist es, das Künstlerhaus über die Metrostation „Châtelet“ (Linien 1, 4, 7 und 11) zu erreichen.

Folgt nach dem Aussteigen der Beschilderung für Ausgang 13 („Sortie 13“). Oben geht nach links und lauft ca. 40 Meter weiter in diese Richtung. Et Voila! Schon seid ihr am Haus 59 Rivoli angekommen. Viel Spaß bei der Besichtigung!

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